Grundsätzlicher Hinweis: In diesem
Fliesenlexikon wird im Sinne eines einfachen Sprachgebrauchs der
Ausdruck "keramische Fliesen" benutzt. Damit sind immer auch
keramische Steinzeug-Platten und Spaltplatten gemeint.
Abriebfestigkeit
a) glasierte Bodenfliesen = Prüf-Norm DIN EN ISO
10545-7, rotierendes Verschleßmedium (sog. "PEI"-Test),
Einstufung nach:
Gruppe |
Begehungs-
frequenz |
Kratzende
Verschmutzung |
Schuhwerk |
exemplarische Beispiele |
1 |
niedrig |
keine |
weich besohlt |
private Sanitär- und
Schlafräume (ohne Zugang von Außen)
|
2 |
niedrig |
niedrig |
normal |
Wohnbereich (außer Eingänge,
Flure, Küchen und anderen nachfolg. Beisp.)
|
3 |
mittel |
niedrig bis
mittel |
normal |
Wohnbereich (außer Eingänge,
Flure und Küchen im Wohnbereich, Terrassen)
|
4 |
hoch |
hoch |
normal |
Eingänge, Flure und Küchen im
Wohnbereich, Terrassen u.a.
|
5 |
sehr hoch |
hoch |
normal |
Läden, Gastronomie,
Eingangshallen in Hotels, Banken u.a.
|
b) unglasierte Bodenfliese = Prüf-Norm DIN EN
ISO 10545-6: Mittels Verschleißmedium und Schleifscheiben wird
die Abrasion (= Materialabtrag bzw. Volumenverlust) in mm²
ermittelt. Der Test gilt als bestanden, wenn die Abrasion unter
einem bestimmten Wert liegt (je nach Fliesentyp
unterschiedlich). Die Norm differenziert demnach nicht nach
einzelnen Gruppen. Unglasierte "durchgefärbte" keramische
Fliesen sind nach wie vor unübertroffen und prädestiniert für
Bereiche mit extrem hohem Publikumsverkehr, z.B. Verkehrsbauten,
Supermärkte, Passagen, Theken- und Schalterbereiche etc. c) Rutschhemmende Eigenschaften und Ihre Bewertungen: (ab 2004)
Gruppe
Verdr ängungsraum |
|
Verdrängungsraum |
|
Neigungswinkel |
R9 |
|
- |
|
6-10° |
R10 |
|
- |
|
> 10-19° |
R11 |
|
- |
|
> 19-27° |
R11 |
|
V4 |
|
> 19-27° |
R12 |
|
- |
|
> 27-35° |
R12 |
|
V6 |
|
> 27-35° |
R12 |
|
V8 |
|
> 27-35° |
R12 |
|
V10 |
|
> 27-35° |
R13 |
|
- |
|
> 35° |
R13 |
|
V4 |
|
> 35° |
R13 |
|
V6 |
|
> 35° |
R13 |
|
V8 |
|
> 35° |
R13 |
|
V10 |
|
> 35° |
d) Beschreibung wichtiger Begriffe
Fliese
ist nicht gleich Fliese. Es gibt glasierte und unglasierte
Fliesen, die hauptsächlich aus Steingut oder Steinzeug
hergestellt werden.
Steingut-Fliesen
Trockengepresst, mit relativ hoher Wasseraufnahme (> 10 %).
Daher Oberseite immer mit Glasur bedeckt. Typische
Wandbekleidung für Innenräume (da nicht frostbeständig).
Anwendung als Bodenbelag nur dann, wenn Eignung vom
Hersteller zugesichert wird.
Spezielle Vorzüge: hohe Maßgenauigkeit = enge Fuge,
hervorragende Dekorationsfähigkeit, filigrane und elegante
Anmutung.
Steinzeug-Fliesen
Trockengepresst, dicht gebrannt mit geringer Wasseraufnahme
(0,5 bis < 3 %). Frostbeständig, Innen und Außen
verwendbar, typischer Bodenbelag, prinzipiell aber auch an
der Wand einsetzbar.
Spezielle Vorzüge: hohe Maßgenauigkeit = enge Fuge, breites
Angebot an Farben, Designs und Oberflächen: glasiert oder
unglasiert "durchgefärbt" = besonders strapazierfähig.
Fein-Steinzeug-Fliesen
Trockengepresst, aus besonders fein aufbereiteten
Rohstoffen, sehr dicht gebrannt (Wasseraufnahme < 0,5 %).
Daher Verlegung mit "vergüteten" Möteln bzw. Klebern.
Anwendungsspektrum und spezielle Vorzüge: siehe
Steinzeug-Fliesen.
Mosaik
Kleinformatige Fliesen aus Steinzeug für Wand und Boden. Zur
leichteren Verlegung in der Regel auf Netz verklebt.
Spezielle Vorzüge: Belegung auch von gewölbten Flächen
möglich, hoher Fugenanteil unterstützt Trittsicherheit und
strukturiert Flächen in edler Optik.
Spaltplatten
Stranggepresst, übliche Wasseraufnahme: 3 bis < 6 %. In
frostbeständiger Ausführung besonders geeignet für Außen
(auch im Mörtelbett verlegbar), aber auch für Innen.
Spezielle Vorzüge: breites Angebot an plastischen Formteilen
wie z.B. "Florentiner Treppen", Schenkelplatten, Leisten,
Kehlen etc., natürliche Anmutung.
Steinzeug-Platten:
Stranggepresst, niedrige Wasseraufnahme (< 3 %).
Frostbeständig. Außen und Innen an Wand und Boden
verwendbar.
Spezielle Vorzüge: vielseitig einsetzbar, breites Angebot an
Farben, Formaten und Formteilen.
|
Fugen
sind wichtiger Bestandteil eines keramischen Belags. Sowohl
funktional, z.B. zum Ausgleich von unvermeidlichen, kleinen
Maßtoleranzen der Fliesen als auch gestalterisch:
Die optisch-taktile Rasterung vermeidet reizlose Monotonie.
Der Gesamteindruck wird im wesentlichen von der Farbe der
Fuge und Farbe der Fliese geprägt. Je harmonischer, desto
großflächiger wirkt der Belag. Je kontrastreicher, desto
mehr wird das Raster betont. Die klassisch-neutrale
Fugenfarbe ist grau in allen Nuancen. Je nach Gusto sind
auch zahllose bunte Töne erhältlich (bei unglasierten
Fliesen nicht empfohlen). Hier ist jedoch auf eine
sorgfältige Abstimmung zum keramischen Belag zu achten.
Oft diskutiert: Die Breite der Fuge. Sie ist zum einen
herstelltechnisch bedingt, zum anderen abhängig von der
Anmutung der Fliese: Ein edelrustikaler Bodenbelag verträgt,
ja verlangt eher eine breitere Fuge. Ein eleganter Wandbelag
dagegen wirkt mit einer engen Fuge besonders attraktiv.
Letztendlich wie so vieles Geschmackssache...
Fußbodenheizung
und keramische Beläge passen ausgezeichnet zusammen: Da
Keramikfliesen hervorragende Wärmeleiter sind, wird die
Wärme schnell und gleichmäßig abgegeben. Darüber hinaus
speichern Fliesen die Wärme ähnlich wie ein Kachelofen.
Fliesen sind daher der ideale Belag für Fußbodenheizungen,
egal ob Niedertemperatur-Warmwassersysteme oder elektrische
Direktheizungen.
Warme Füße sind garantiert und für ein wohliges, gesundes
Raumklima ist gesorgt. Angenehmer Nebeneffekt: Energie- und
Kostenersparnis, denn bereits geringe Temperaturen reichen
aus, um behagliche Wärme zu erzielen.
Oberflächenveredelung:
Technologische Fortschritte ermöglichen es mittlerweile,
Fliesen mit Oberflächenveredelungen zu versehen. Vorteile:
Von weiterer Erleichterung der ohnehin einfachen Reinigung
bis hin zu antibakterieller Wirksamkeit. Bitte beachten Sie
die Angaben des jeweiligen Herstellers.
Strangpressung
(auch "Extrudieren" genannt)
Formgebungsverfahren, bei dem ein feuchter, teigähnlicher
Rohmaterial-Strang verpresst wird. Das so entstehende
Produkt wird im Fachjargon als Platte bezeichnet.
Trockenpressung
Formgebungsverfahren, bei dem das Rohmaterial im trockenen
Zustand mit hohem Druck verpresst wird. Das so entstehende
Produkt wird im Fachjargon als Fliese bezeichnet. |
Vorteile keramischer Fliesen und Platten auf einen Blick
farb- und
lichtecht: kein Ausbleichen oder Verspräden
pflegeleicht: dank dicht geschlossener Oberfl�che und
innovativer Oberflächen-Veredlungen
ritzfest: selbst ein versehentlicher Messerschnitt
ist keine Katastrophe
bakterienfeindlich: Milben, Pilze, Keime etc. finden
keinen Nährboden
nicht brennbar: Funkenflug, Asche oder Zigarettenglut
richten keinen Schaden an
keine Schwelgasbildung: Ein lebenswichtiger Aspekt im
Falle eines Brandes
antistatisch: keine unangenehmen oder gar
gefährlichen "Schläge"
geruchsneutral und emissionsfrei: Dämpfe, Gase,
Gerüche etc. werden weder aufgenommen noch abgegeben.
fleckunempfindlich, feuchtigkeitsbeständig:
umgekippte Gläser, Spritzer u.ä. verursachen kein großes
Malheur
wärmeleitend und -speichernd: prädestiniert für
Fußbodenheizung ("Kachelofen-Effekt")
extreme Gestaltungsvielfalt: Ton-in-Ton oder
kontrastierend, glasiert oder unglasiert, matt oder glänzend
usw.
|
unverrottbar:
der Zahn der Zeit richtet hier kaum etwas aus, aber
dennoch...
leicht zu entsorgen: Kein teuerer, belastender
Sondermüll, sondern nützliches Recyclingmaterial
umweltfreundlich und baubiologisch empfohlen, da nur
aus natürlichen Rohstoffen bestehend
wertbeständig und ressourcenschonend, da
langlebig
Bei Fliesen aus Steinzeug:
frost- und wetterbeständig, für Innen- und Außengestaltung
aus einem Guss
säure- und laugenbeständig: selbst scharfe Sachen
hinterlassen keine Spuren
druckfest: Stoauml;ckelschuhe, Möbel, schwere Blumentöpfe
u.ä. erzeugen keine Druckstellen
stoßfest: hart im Nehmen, "Knöffe und Pöffe" werden
einfach weggesteckt
abrieb- und verschleißfest: (unglasierte Fliesen bzw.
glasierte Produkte mit hoher Abriebgruppe)
differenzierte Trittsicherheit: je nach Anwendung und
persönlichem Sicherheitsbedürfnis passend "dosierbar" |
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